In vielen bislang noch nicht mit schnellem Internet versorgten Orten im Landkreis Saarlouis laufen seit kurzem konkrete Ausbauarbeiten an. Aufmerksame Anwohner werden es bereits bemerkt haben: Die klassischen „grauen Kästen“ am Straßenrand, in der Fachsprache Kabelverzweiger genannt, bekommen Gesellschaft. Direkt daneben errichtet die Telekom so genannte Multifunktionsgehäuse, die ans unternehmenseigene Glasfasernetz angebunden werden und das schnelle Internet an Haushalte in ihrer Nähe weiterverteilen.
Hintergrund der zahlreichen Ausbaumaßnahmen ist das Projekt „NGA-Netzausbau Saar“. Das Vorhaben wurde Ende 2015 auf Initiative der Staatskanzlei und des Zweckverbands eGo-Saar in die Wege geleitet, um eine flächendeckende Versorgung des Saarlandes mit Bandbreiten von mindestens 50 Mbit/s bis Ende 2018 zu erreichen. Schon vor dem eigentlichen Baubeginn ist viel passiert. Die Breitbandverfügbarkeiten im Saarland wurden straßenzuggenau ermittelt und der Ausbau unterversorgter Bereiche ausgeschrieben. Die Netzbetreiber haben Glasfaserplanungen erstellt und Angebote eingereicht, die mit eGo-Saar und Staatskanzlei verhandelt wurden. Nun läuft die Bauphase und viele Kilometer-Glasfaser-Ausbau sind notwendig.
„Es freut mich zu sehen, dass nach intensiven Vorarbeiten im Hintergrund nun die Früchte unserer Anstrengungen konkret sichtbar werden“, sagt Bürgermeister Jörg Aumann, Verbandsvorsitzender des eGo-Saar und betont: „Für die Kommunen und das Land haben wir mit dem Projekt einen wichtigen Erfolg errungen. Denn wir konnten im Schulterschluss aller Akteure erreichen, dass nahezu alle Haushalte im Saarland in zeitgemäßer Geschwindigkeit Internet-Zugänge genießen können.
Die Bedeutung der Maßnahme zeigt sich jetzt auch in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg, dem Schauplatz des heutigen Bauauftaktes. In der Flächengemeinde mit 10 Ortsteilen sind große Teilbereiche so genannte „weiße Flecken“, in denen die möglichen Bandbreiten heute meistens nicht ausreichend sind. Ohne das Projekt NGA-Netzausbau Saar hätte sich daran auf absehbare Zeit nichts geändert. Nun werden Ortsteile wie Biringen, Oberesch, Fürweiler, Niedaltdorf, Eimersdorf und Hemmersdorf im Rahmen des Projektes auf Bandbreiten zwischen 50 und 100 Mbit/s ausgebaut. In dem aufwendigen Vergabeverfahren hatte die Deutsche Telekom den Zuschlag für den Ausbau im Landkreis Saarlouis und somit auch in diesen Bereichen erhalten.
„Eine starke und leistungsfähige Breitbandversorgung steigert nicht nur die Attraktivität der einzelnen Ortsteile, sondern gehört meiner Meinung nach auch zu dem Thema Grundversorgung. Daher sind wir über diesen Baustart und auch über verschiedene Optimierungs-Maßnahmen überglücklich, um auch hier für die Anforderungen der Digitalisierung die nötigen Leistungen langfristig zur Verfügung zu haben.“ sagt der Beigeordnete der Gemeinde Rehlingen Siersburg, Joshua Pawlak.
Erstmalig im Saarland baut die Telekom ihr Netz in Biringen und Oberesch im Micro-Trenching* Verfahren aus. Um die Glasfaserkabel zu verlegen, werden bei diesem Verfahren mittels Frästechnik schmale Gräben und Schlitze in den Asphalt eingebracht. Diese Verlege-Methode beansprucht nur wenig Platz und ermöglicht eine schnelle Fertigstellung von Glasfasertrassen, der eigentliche Tiefbau entfällt an vielen Stellen. Durch die damit einhergehende kürzere Ausbauzeit beschränken sich die Beeinträchtigungen für die Anwohner durch Baustellen. Dies ist jedoch nur möglich, da die Gemeinde Rehlingen-Siersburg diesem Verfahren auch zugestimmt hat. Um einen ersten Eindruck zu gewinnen, wurde das Verfahren auf der heutigen Veranstaltung in der Praxis vorgestellt.
„Wir nutzen jede Chance, um den Breitbandausbau in Deutschland voran zu bringen. Micro-Trenching* bietet hierbei eine ideale Möglichkeit den Bürgerinnen und Bürgern so schnell wie möglich einen schnellen und zukunftssicheren Internetanschluss zur Verfügung stellen und die Glasfaser noch näher zum Kunden zu bringen“, sagt Frank Bothe, Leiter der Telekom Technik Niederlassung Südwest. „Wir danken der Gemeinde Rehlingen-Siersburg für das Vertrauen und hoffen, dass sich viele weitere Städte und Gemeinden von diesem Verfahren überzeugen lassen“, ergänzt Bothe.
Ähnlich wie in Rehlingen-Siersburg sieht es auch in weiteren Städten und Gemeinden des Landkreises aus. Auch dort wird die Zielschwelle von mindestens 50 Mbit/s heute noch nicht überall erreicht. „Ich freue mich, dass sich das mit dem Projekt NGA-Netzausbau Saar nun schnell ändern wird. Eine gute Breitbandinfrastruktur ist für Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für Gewerbetreibende im Landkreis Saarlouis einer der wichtigsten Standortfaktoren“, sagt Landrat Patrik Lauer.
Die Deutsche Telekom investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in die neue Breitbandinfrastruktur in den Projektgebieten im Landkreis Saarlouis. Um rund 13.700 bislang unterversorgte Haushalte und Gewerbestandorte in 40 Orts- und Stadtteilen anzubinden, werden bis Ende 2018 rund 40 km Glasfaserkabel verlegt und mehr als 120 neue Verteiler innerorts an das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen.
Die Herstellung einer flächendeckenden 50-Mbit/s-Verfügbarkeit ist gleichzeitig der erste Schritt in Richtung Gigabitgesellschaft. Mit der jetzigen Ausbaustufe rückt das Glasfasernetz immer näher an den Kunden und erlaubt Übertragungsraten bis zu 100 Mbit/s. Das Netz wird bereits so dimensioniert, dass FTTH-Anschlüsse, also Glasfaseranschlüsse bis ins Haus, für interessierte Kunden möglich sind. Ein solcher Direktanschluss kann derzeit insbesondere für Unternehmen interessant sein, die schon heute deutlich höhere Anforderung an Bandbreite und Qualität ihrer Datenverbindungen haben. Denn mit einem Glasfaser-Direktanschluss sind Bandbreiten bis weit in den Gigabitbereich möglich.
Aber noch liegt der Bedarf für Gigabitanschlüsse nicht in der Fläche, sondern punktuell vor. Daher hat die Staatskanzlei jüngst mit der ‚Gigabitprämie Saarland‘ ein ergänzendes Förderprogramm speziell für Unternehmen und andere Hochbedarfsträger in Kraft gesetzt, das bei der Schaffung von Glasfaseranschlüssen unterstützt. Interessierte Gewerbetreibende finden weitere Infos zu diesem bundesweit einmaligen Programm unter http://gigabitpraemie.saarland.de
Hintergrund
Das Projekt „NGA-Netzausbau Saar“ wurde Ende 2015 von Staatskanzlei und eGo-Saar ins Leben gerufen, um einen Breitbandausbau mit mindestens 50 Mbit/s auch in den Regionen des Saarlandes sicherzustellen, in denen private Telekommunikationsanbieter nicht aus eigenem Antrieb aktiv werden. Nach intensiven Verhandlungen wurden im Mai 2017 Ausbauverträge mit den drei Netzbetreibern Deutsche Telekom (Landkreise Merzig-Wadern, Saarlouis und Saarpfalzkreis), inexio (Landkreise St. Wendel und Neunkirchen) und VSE NET (Regionalverband Saarbrücken) geschlossen. In den Ausbauverträgen wurde vereinbart, dass der Ausbau vollständig von den Netzbetreibern finanziert wird und bis Ende 2018 durch diese abgeschlossen werden muss. Innerhalb des Projektes werden landesweit rund 70.000 Haushalte – das entspricht rund 16 % des Landes – angeschlossen. Dazu werden rund 700 neue Glasfaserzugangsknoten geschaffen und 400 Kilometer Glasfaserkabel verlegt. Gemeinsam mit den schon heute bestehenden NGA-Breitbandnetzen (77 % des Landes) und dem in den nächsten zwei Jahren geplanten eigenwirtschaftlichen Ausbaumaßnahmen der Netzbetreiber (7 % des Landes) wird ein landesweit flächendeckender Ausbau erreicht.
Fast 90% der Investitionen von rund 50 Mio. Euro, die zur Umsetzung des Projektes notwendig sind und von den beauftragten Netzbetreibern getragen werden, fließen in den Ausbau von nachhaltigen Glasfasernetzen. Auf diesen können künftige Ausbauschritte bis in den Gigabitbereich nahtlos aufsetzen.
Weitere Informationen unter: www.breitband-saarland.de/index.php?id=116
*Micro-Trenching: Beim Micro-Trenching wird eine Nut von zwei bis sechs Zentimeter (cm) Breite und etwa 10 - 25 cm Tiefe in die Straße oder den Bürgersteig gefräst. Nachdem Breite und Tiefe kontrolliert sind, können die Glasfaserkabel in kleineren Röhrchen verlegt und die Fräsrille aufgefüllt werden. Nach der Aushärtung wird die Deckschicht abgefräst und Asphaltfeinbelag mit Fugenband eingebaut. Die unterschiedlichen Trenching-Verfahren (Micro-, Mini- und Macro-Trenching) unterscheiden sich in der Tiefe und Breite der realisierten Verlegefuge sowie in der verwendeten Schneide- bzw. Frästechnik. Neben asphaltierten Oberflächen können auch andere Böden bei einer Breite bis 60 Zentimeter und einer Tiefe bis zu 200 Zentimeter bearbeitet werden. Der angefallene Aushub kann im weiteren Prozess wiederverwendet werden.